Verkehrte Welt: Marketing by Justiz

Marketing by Justiz / Gerd Altmann/ www.pixelio.de25 europäische Solarhersteller, darunter Solarworld aus Bonn und Sovello aus Bitterfeld-Wolfen, haben Ende Juli bei der EU-Kommission eine Anti-Dumping-Klage gegen die Konkurrenz aus China eingereicht. Mit dieser Klage wollen sie sich dagegen wehren, dass chinesische Anbieter Preisdumping betreiben und mit staatlichen Subventionen ihre Solarprodukte in den Markt drücken.

Ob in diesem Fall Angriff die beste Verteidigung ist, darf bezweifelt werden. Nüchtern betrachtet haben die Solarhersteller ihre Hausaufgaben nicht gemacht und die  Bedrohung aus China unterschätzt. So hätte beispielsweise die Frage „welche Entwicklungen, ob wirtschaftlich, gesellschaftlich, gesetzlich, technologisch, ökologisch oder gesundheitlicher Art, könnten unser Geschäftsmodell gefährden?“ frühzeitig Licht ins Dunkel gebracht.

Risikovorsorge mit dem Aktionsradius
Bei einer Strategieentwicklung mit dem Bambus-Code® wird diese Frage im Rahmen des horizontalen Aktionsradius von allen Seiten betrachtet. Durch die systematische Risikovorsorge mittels des Aktionsradius können Unternehmen ein Gespür für das Ausmaß der Bedrohung ihres Geschäftsmodells entwickeln. Ist eine ernstzunehmende Gefahr erkennbar, helfen die Fragen des horizontalen Aktionsradius, rechtzeitig über Alternativen nachdenken.

Dass China mit aller Macht seine internationale Führungsrolle ausbaut und dabei nicht zimperlich ist, dürfte auch dem interessierten Laien nicht entgangen sein. Viele Unternehmen haben sich längst damit arrangiert. Apple macht es sogar auf seinen Produkten deutlich „designed in California, assembled in China“. Doch die Solarbranche, die hierzulande selbst von Subventionen profitiert, hat viel zu lange an ihrer Vogel-Strauß-Politik festgehalten statt sich mit Marketingthemen wie dem horizontalen Aktionsradius zu beschäftigen.

Wollen wir hoffen, dass es noch nicht 5 nach 12 ist und es der Branche mit marktwirtschaftlichen Schritten gelingt, den Kopf noch selbst aus der Schlinge zu ziehen, statt auf ein Urteil der Juristen zu vertrauen. Das wäre als Präzedenzfall ein verkehrtes Signal. Nicht auszuschließen, dass sich im Fußball dann Österreich, Schweiz und Liechtenstein für eine Sammelklage gegen die Finanzkraft des DFB und dessen nationale Vergabe der Mittel zusammentun, um sich zukünftig auch teurere Spieler leisten zu können und damit häufiger bei Europa- und Weltmeisterschaften mitspielen zu dürfen.

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