Wie Unternehmen durch eine systematische Optimierung der „Touchpoints“, also der Berührungspunkte von Mitarbeitern über sich hinauswachsen und dabei jede Menge Spaß haben können.
Bestsellerautorin und Top-Speakerin Anne M. Schüller macht in ihrem neuen Buch „Das Touchpoint-Unternehmen“ zu diesem Thema ein großes Fass auf: wie gehen Unternehmen mit ihren Mitarbeitern um? Und was tun Unternehmen, damit sich diese entfalten können, Spitzenleistung bringen und gerne und mitreißend über ihren Arbeitgeber berichten?
Auf den ersten Blick ein uraltes Thema, an dem sich schon Generationen von Theoretikern und Praktikern versucht haben. Doch Anne M. Schüller bringt Bewegung ins Spiel, indem sie aufzeigt, wie viele Touchpoints ein Mitarbeiter im Lauf des Tages, der Woche, des Monats und des Jahres hat, um sich so oder so einzubringen. Um Kollegen, Vorgesetzten, Geschäftspartnern, Kunden, Freunden, Bekannten, Verwandten und potenziellen neuen Mitarbeitern gegenüberzutreten und über sein Unternehmen zu sprechen. – Und welcher Unternehmenslenker hat sich wohl schon einmal dezidiert mit dieser Prozesskette, den Mitarbeiter-Touchpoints, beschäftigt?
Take it or leave it
Nun können Sie es einfach handhaben und sagen, ich bezahle meine Mitarbeiter dafür, dass sie ihren Job machen und was sie Dritten gegenüber erzählen, liegt nicht in meinen Einfluss. Sie können aber auch einen Schritt weiter gehen und sagen, ich führe begeisternd durch Vorbild, dann wird sich auch der Rest ergeben. Oder sie hinterfragen die Prozesse ähnlich akribisch, wie beispielsweise bei der Einführung der jüngsten ERP-Software oder der Effizienzinitiative in der Produktion. Für letztere Vorgehensweise hätte ich aus Anne M. Schüllers Buch ein paar Anregungen für Sie:
Kommen – Bleiben – Gehen
Beobachten Sie, was passiert, während sich Ihr Mitarbeiter „im Landeanflug“ auf das Unternehmen befindet: wie wirken Sie darauf ein, dass er das Unternehmen in guter Stimmung betritt, einen Kontext findet, der seinen Dopamin-Ausstoß fördert und er den Tag mit einem kleinen Glücksgefühl beginnt, das schon fast süchtig macht. – Statt dem strengen guten Morgen der Dame an der Rezeption mit dem Hinweis „Herr Muster wartet schon auf Sie!“
Und was passiert alles untertags, das stimmungshebend oder -senkend auf ihn wirkt. Stellen Sie sich die Frage, was wohl der Gummibaum im Büro über das Team dort erzählen würde?
Ein harter Arbeitstag geht zu Ende. Doch mit welchem Gefühl geht der Mitarbeiter nach Hause? Zufrieden, weil er alles geschafft hat, oder frustriert, weil er in der Besprechung mit seinem Vorschlag falsch verstanden wurde? Sauer, weil der Kunde den Auftrag storniert hat? Wie wird er das Erlebte verarbeiten: als Verkehrsteilnehmer und zu Hause. Als Rowdy und Runterzieher? Im Fitness-Center, in der Familie, am Stammtisch? Was macht er wohl zum Ausgleich? Lässt er es raus über gute oder schlechte Laune? Oder frisst er es in sich rein und spült es mit Alkohol runter? – Nur, weil diese Prozesse schwer zu bewältigen sind, dürfen Unternehmer und Führungskräfte hier nicht die Augen verschließen. Denn es steckt ungemein viel Potenzial darin, das clevere Unternehmen für sich nutzen.
Ein Hauch von Woodstock
Open-source-Projekte wie WordPress, Android, Typo3 und viele mehr prägen seit einigen Jahren die IT-Szene. Dabei wirken Profis aus vielen Ländern am Gelingen innovativer, fehlerfreier und einheitlicher Softwarelösungen mit. Und damit aus der Vielfalt der Ideen auch etwas Sinnvolles entsteht, organisieren sich diese Menschen länder- und unternehmensübergreifend in Konferenzen.
Diese Konferenzen weisen den Weg, wie Menschen miteinander gemeinsame Ziele verfolgen, Höchstleistungen abrufen und miteinander Spaß haben. Fixiert sind dabei lediglich Termin und Ort. Der Rest organisiert sich mehr oder weniger selbst: die Themen, die behandelt werden, wer in welchem Workshop mitwirkt und wie anschließend die Ergebnisse umgesetzt werden. – Was chaotisch klingt, ist in der Realität eine Erfolgsgeschichte sondergleichen, mit Millionen von Kunden und begeisterten Entwicklern weltweit: eine community, eine eingeschworene Gemeinschaft.
Die betriebliche Realität in vielen anderen Branchen hat es noch nicht geschafft, die Kraft und den Spirit in ähnlicher Form für sich zu nutzen. Doch das IT-Beispiel zeigt, dass es funktioniert und die Menschen Lust darauf haben, zum Nutzen der Unternehmen. – Das hat was von Woodstock, nur auf einer anderen Ebene.
Begeisternd – Okay – Enttäuschend
Wann haben Sie sich und vor allem auch Ihre Mitarbeiter das letzte Mal gefragt, was im Unternehmen alles wirklich begeisternd ist, was eher durchschnittlich daher kommt und auch so wahrgenommen wird, und was alles enttäuschend ist. – Klar, es wird nie alles zu 100 Prozent Begeisterungs- und Jubelstürme entfachen, aber „ein bisserl was geht immer“. Wenn sich mehrere Personen die Mühe machen, hinzuschauen und zu optimieren.
Denn wie drückt es Anne M. Schüller aus: Arbeit muss Spaß machen, wenn sie gut werden soll. Und alles, was uns begeistert, macht uns auch Spaß.
Wenn Sie die Touchpoints in Ihrem Unternehmen überprüfen und optimieren wollen, sei Ihnen Anne M. Schüller neues Buch „Das Touchpoint-Unternehmen“ empfohlen.
Anne M. Schüller: Das Touchpoint-Unternehmen Mitarbeiterführung in unserer neuen Businesswelt,
Gabal Verlag, Offenbach 2014, 29,90 EUR.
Neu: Anne M. Schüller bietet jetzt auch Ausbildungen zum Touchpoint Manager an.
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Bildnachweis:
Anne M. Schüller
Jérome Salort/ Fotolia.com
Sehr intelligent geschrieben. I link. Danke. Anne Schüller